

Anlageklasse im Fokus: Obligationen
Höhere Zinsen sind für Anleger attraktiv, bedeuten für Schuldner allerdings eine stärkere finanzielle Belastung. Der Fokus auf Qualität zahlt sich derzeit aus.
Heterogenes Europa – Risiken nähern sich an
Der Zinsgipfel dürfte in den meisten Ländern erreicht sein. Darauf deuten die jüngsten Notenbankentscheide in den USA, in Grossbritannien und in der Schweiz hin. Alle diese Währungshüter haben eine Zinspause eingelegt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsschrauben im September zwar nochmals angezogen, sich im Anschluss aber dahingehend geäussert, dass sie vorerst keine weiteren Zinserhöhungen plant. Aus Anlegersicht stellt sich damit die Frage, in welche Laufzeiten man investieren sollte.
Normalerweise wird eine längere Duration mit einer höheren Rendite entschädigt. Bei der aktuell inversen und ab mittleren Laufzeiten sehr flachen Zinskurve ist das nicht der Fall. Wenn also mit weniger Zinsänderungsrisiko eine höhere Rendite erwirtschaftet werden kann, empfiehlt es sich, entsprechend in kürzere Laufzeiten zu investieren. In den Vordergrund rücken zudem Qualitätsaspekte, also die Frage, ob der Schuldner in der Lage ist, höhere Zinsen zu bezahlen, wenn dereinst eine Refinanzierung notwendig wird.
Zusätzlich zu den höheren Zinsen zahlt der Schuldner je nach Qualität eine höhere Risikoprämie. Diese variiert auch innerhalb der verschiedenen Länder der Eurozone. Während Deutschland als Musterschüler für eine Obligation mit 10-jähriger Laufzeit 2.7% bezahlt, muss Italien 4.5% hinblättern. Wer sich griechische Anleihen ins Portfolio legt, erhält dafür eine Rendite von 4.1%. Allein diese Unterschiede unterstreichen, dass Europa aus Anlegersicht heterogen ist. Es illustriert aber auch, wie sich die Rendite einer Obligation zusammensetzt: Zum risikolosen Zinssatz wird eine Risikoprämie dazugerechnet.
Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office
Dass solche Aufschläge gerechtfertigt sind, zeigte sich beispielsweise während der Eurokrise, als ein Staatsbankrott Griechenlands nur dank verschiedener Rettungsmassnahmen und einem Schuldenschnitt abgewendet werden konnte. Mittlerweile haben sich die Risikoprämien in der Tendenz angeglichen. Da die höheren Zinsen vor allem die finanziell schwächeren Schuldner belasten, setzen wir vorerst auf qualitativ hochwertige Obligationen.
Publikation «Anlageguide»