KMU mit US-Geschäft erwarten weitere Zoll-Eskalation
Der Raiffeisen KMU-PMI steigt im April über die Wachstumsschwelle von 50. Der Ausblick bleibt jedoch eingetrübt, insbesondere für KMU, die in die USA exportieren. Diese rechnen mit noch höheren US-Zöllen. Die restlichen KMU sind hingegen weniger pessimistisch und gehen nicht davon aus, dass die globalen Zölle über längere Zeit Bestand haben werden.
16.05.2025
Seit dem 5. April unterliegen Produkte, die aus der Schweiz in die USA exportiert werden, einem Zollsatz von 10%. Lediglich Chemie- und Pharmaprodukte sind vorerst ausgenommen. Die zusätzlichen und überraschend hohen «reziproken» Zölle wurden bis zum 9. Juli ausgesetzt. Damit herrscht jedoch weiterhin grosse Ungewissheit, was die Planungssicherheit beeinträchtigt – selbst für Schweizer Unternehmen, die nicht direkt auf dem US-Markt tätig sind.
Trotzdem hat sich die Stimmung unter den Schweizer Industrie-KMU zuletzt nicht weiter eingetrübt. Die Geschäftstätigkeit legte im April sogar leicht zu, wie der KMU-PMI von Raiffeisen zeigt. Nach 47.9 Punkten im März stieg der Index auf 50.9 und überschritt damit leicht die Expansionsschwelle. Auch die Einkaufsmanagerindizes in den USA und der Eurozone stiegen überraschend an. Die positive Entwicklung ist jedoch in erster Linie auf Vorzieheffekte zurückzuführen. US-Unternehmen haben sich mit Vorprodukten eingedeckt, um noch höheren Zöllen oder Lieferkettenproblemen zuvorzukommen. Teilweise gilt dies auch für europäische Firmen und im April scheint die Schweizer Industrie davon profitiert zu haben. Beim Raiffeisen KMU-PMI zeigt sich das insbesondere beim Auftragsbestand (51.6 Punkte nach 47.8 im März), bei der Produktion (53.8 nach 49.7) sowie beim Einkaufslagerbestand (51.4 nach 42.9).
Allerdings dürfte dieser Nachfrageschub nur von kurzfristiger Dauer sein. Insbesondere der US-Industrie drohen turbulente Wochen und Monate. Erste Zahlen zeigen einen Einbruch des Warenhandels zwischen China und den USA, was bei Konsumgütern wie auch industriellen Vorprodukten zu Knappheiten führen dürfte. Schweizer KMU mit US-Geschäft stellen sich derweil auf das Schlimmste ein, wie eine Sonderumfrage von Raiffeisen zeigt. Rund 70% der befragten Betriebe, die in die USA exportieren, rechnen damit, dass die Zollbelastung weiter steigt, es also doch noch zu «reziproken» Zöllen kommt. Sie befürchten, dass die Zollbelastung auch in zwei Jahren noch höher ausfallen wird als gegenwärtig. Kein einziges der befragten KMU rechnet bis 2027 mit einer Rückkehr zur Situation vor 2025.
Gibt es Ihrer Erwartung nach im April 2027 im Vergleich zu Ende April 2025 mehr oder weniger Handelshemmnisse im globalen Warenhandel?
Keine Neuorientierung auf den Heimmarkt
Die indirekten Effekte des Zollkrieges, z.B. ein schwächeres Weltwirtschaftswachstum, werden auch KMU ohne direktes US-Geschäft treffen. Diese zeigen sich insgesamt aber deutlich weniger pessimistisch und glauben, dass der globale Warenhandel seine zentrale Bedeutung behalten wird. Nur ein Viertel rechnet mit einer weiteren Eskalation des Handelskriegs. Zwei Drittel der befragten KMU erwarten, dass die aktuellen Zölle teilweise oder sogar vollständig aufgehoben werden.
Für die Schweizer Industrie ist es von entscheidender Bedeutung, dass es im Welthandel nicht zu weiteren Retorsionsmassnahmen und neuen Zöllen kommt. Denn der Heimmarkt bleibt von untergeordneter Bedeutung, wie die Sonderumfrage von Raiffeisen zeigt. Nur knapp ein Fünftel der KMU erwartet, dass der Schweizer Markt infolge der weltpolitischen Entwicklung an Bedeutung gewinnen wird. Die grosse Mehrheit plant keine Neuausrichtung auf den Heimmarkt. Für sie bleibt der Zugang zu den internationalen Märkten alternativlos.
Erwarten Sie, dass der Schweizer Markt für Ihr KMU als Reaktion auf die weltpolitische Entwicklung an Bedeutung gewinnt?
Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)
Apr 25 | Mär 25 | Feb 25 | Jan 25 | Dez 24 | |
---|---|---|---|---|---|
Gesamtindex | 50,9 | 47,9 | 49,9 | 44,6 | 45,4 |
Auftragsbestand | 51,6 | 47,8 | 51,5 | 44,4 | 43,3 |
Produktion | 53,8 | 49,7 | 50,6 | 45,5 | 44,5 |
Beschäftigung | 49,1 | 48,0 | 48,0 | 41,1 | 45,8 |
Lieferfristen | 46,7 | 48,3 | 52,0 | 49,5 | 49,3 |
Einkaufslager | 51,4 | 42,9 | 44,1 | 42,6 | 47,4 |
50 = Wachstumsschwelle
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Domagoj Arapovic
Senior Economist Raiffeisen Schweiz
Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.
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