Das Warten hat noch kein Ende

Drucken

Bei allen wichtigen Handelspartnern stockt die Industriekonjunktur. Auch der KMU PMI von Raiffeisen verharrt deshalb im Kontraktionsbereich. Das Stellenwachstum kühlt derweil ab und in einigen Branchen ist die Beschäftigung bereits rückläufig.
 

Der Raiffeisen KMU PMI ist im August von 46,8 auf 48,0 Punkte angestiegen, blieb damit aber einmal mehr unter der Wachstumsschwelle von 50, was auf eine Kontraktion der Geschäftstätigkeit hinweist. Drei der fünf Komponenten verzeichneten einen Anstieg. So verbesserte sich z.B. die Einschätzung der befragten KMU zum Auftragsbestand (von 46,9 auf 47,8). Die Komponenten zur Produktion (von 43,9 auf 47,5) und zur Beschäftigung (von 45,9 auf 49,4) stiegen stärker an, blieben aber ebenfalls unter der Expansionsschwelle von 50. Die Einschätzung zu den Lieferfristen und zu den Einkaufslagern verschlechterte sich hingegen.

Insgesamt gibt es damit weiterhin keine Anzeichen für ein Ende der Industrierezession. In Europa entwickelt sich die Industrienachfrage nach wie vor schwach und die Einkaufsmanagerindizes notieren weiterhin auf tiefem Niveau. Der PMI für die deutsche Industrie z.B. ist im August von 43,2 auf 42,1 Punkte gefallen, wobei sich vor allem die Komponente zum Auftragsbestand schlecht entwickelt hat (36,5 nach 39,1). In den anderen Nachbarländern ist die Industriedynamik weniger negativ, hat sich zuletzt aber ebenfalls verschlechtert. Zudem kommen auch von den aussereuropäischen Märkten immer weniger Impulse. Sowohl in den USA als auch in China sind die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie in den letzten Monaten unter die 50er-Marke gerutscht. In beiden Ländern ist des Weiteren künftig ein weniger schnelles Wachstumstempo zu erwarten. In den USA kühlt sich der Arbeitsmarkt merklich ab, was für eine weniger robuste Konsumdynamik spricht. Je nach Ausgang der Wahlen im November könnte es zudem zu einer Neuordnung der US-Handelspolitik kommen, mit erheblichen Auswirkungen für die globale Industrie. In China wiederum belastet u.a. die anhaltende Immobilienkrise den Konjunkturausblick.

links: Raiffeisen KMU PMI August 2024 / rechts: Raiffeisen KMU PMI Subkomponenten (I)

 

 

In einigen Branchen nimmt die Beschäftigung ab

Aufgrund der schwachen Auftragslage zeichnet sich jedenfalls noch keine deutliche Belebung der Industrieproduktion ab. Damit bleibt das Risiko einer stärkeren Abkühlung am Arbeitsmarkt bestehen. Im 2. Quartal war die Anzahl der Vollzeitäquivalente im verarbeitenden Gewerbe um 0,6% höher als ein Jahr zuvor. Das Beschäftigungswachstum liegt damit zwar immer noch leicht über dem Durchschnitt der letzten zwei Jahrzehnte (0,2%). Das Plus ist aber v.a. auf das starke Beschäftigungswachstum im Pharmasektor und in der Nahrungsmittelbranche zurückzuführen. In den anderen Branchen hat sich die Dynamik in den letzten Quartalen deutlich abgekühlt. In einigen war die Beschäftigung im zweiten Quartal sogar niedriger als ein Jahr zuvor. Das gilt z.B. für die Branchen Chemie, Holz, Gummi & Kunststoffe, Metallerzeugnisse sowie Textilien. 

 

Raiffeisen KMU PMI – Subkomponenten (II)

 

Aug 24

Juli 24

Jun 24

Mai 24

Apr 24

Gesamtindex

48,0

46.8

48,850,544,8
Auftragsbestand

47,8

46,9

52,751,344,5
Produktion

47,5

43,947,849,044,4
Beschäftigung

49,4

45,946,750,745,9
Lieferfristen

47,7

48,248,549,644,1

Einkaufslager

47,8

51,8

43,8

52,8

45,1


50 = Wachstumsschwelle

Domagoj Arapovic, Senior Economist Raiffeisen Schweiz
Domagoj Arapovic, Senior Economist Raiffeisen Schweiz

Domagoj Arapovic hat an der Universität Zürich Volkswirtschaft studiert und arbeitete anschliessend von 2007 bis 2012 bei der Schweizerischen Nationalbank im Economic Research und im Risikomanagement. Seit 2011 hält er das Chartered Financial Analyst- Diplom und seit 2013 ist er bei Raiffeisen Schweiz als Senior Economist tätig.

Jetzt Teil des Konjunkturindikators werden!

KMU PMI

Sind Sie ein kleines oder mittleres Unternehmen und in der Industrie tätig? Wir suchen weitere KMU, die monatlich eine kurze Umfrage (< 5 Min.) ausfüllen. Seien Sie jetzt Teil einer erfolgreichen Idee, denn der Konjunkturindikator ist ein wichtiger Gradmesser, um positive oder negative Impulse aus dem Markt frühzeitig zu erkennen.

Unter allen teilnehmenden Industrie-KMU verlosen wir ein Preisgeld von bis zu 3'000 Franken. Sie erhalten zudem alle Umfrageergebnisse und Analysen noch vor deren Publikation.

 

Keine Konjunktureinschätzung mehr verpassen

Abonnieren Sie hier unseren Newsletter und erhalten Sie jeden Monat den aktuellen Konjunkturindikator.