Marktradar

Nach dem überraschenden Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel herrscht Krieg im Nahen Osten. Die Reaktion Israels fällt massiv aus. Die geopolitischen Risiken haben sich weiter erhöht.

 

Krieg in Israel

Exakt 50 Jahre und einen Tag nach dem Jom-Kippur-Krieg greifen Kämpfer der Terrororganisation Hamas aus dem Gazastreifen heraus Israel an. Die ersten Stunden des Angriffs fordern Hunderte, überwiegend zivile, Todesopfer. Es sind Bilder des Schreckens. Kurz darauf erklärt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu offiziell den Krieg und kündet die Operation «Eiserne Schwerter» und massive Vergeltungsschläge an.

Nach den Angriffen aus dem Süden droht in Israel ein Mehrfrontenkrieg. Erste Raketenangriffe von der Hisbollah-Miliz aus dem Libanon deuten auf eine Ausweitung der Operationen hin. Offen unterstützt werden die Terrororganisationen dabei vom Iran. Es ist deshalb mit einem längeren Krieg zu rechnen. Als Reaktion auf den Grossangriff haben die USA mehrere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer verlegt. Auch Europa bekundete Unterstützung für Israel.

Die geopolitischen Risiken haben mit den jüngsten Entwicklungen abermals zugenommen. Neben dem Ukraine-Krieg und den anhaltenden Spannungen zwischen den USA und China kommt nun ein zusätzlicher Brandherd hinzu. Eine weitere Eskalation im Israel-Krieg birgt zudem zwei Gefahren. Erstens sind in den kommenden Wochen und Monaten Terroranschläge von militanten Islamisten in Europa nicht auszuschliessen. Zweitens verschlechtert sich die Sicherheitslage im Konflikt zwischen China und Taiwan. Da die USA durch die beiden Kriege in der Ukraine und Israel stark absorbiert sind, wird ihre militärische Kraft im Südpazifik automatisch geschwächt. Selbst für die Supermacht USA wäre es logistisch und ressourcentechnisch schwierig, in drei unterschiedlichen Regionen militärische Unterstützung zu liefern. Es bleibt zu hoffen, dass China dieses Machtvakuum nicht für einen militärischen Angriff auf Taiwan ausnutzen wird.

Die Auswirkungen der jüngsten Entwicklungen auf die Finanzmärkte sind mannigfach. Der Erdölpreis der Sorte Brent stieg als Reaktion um über 4% auf 88 US-Dollar pro Barrel. Aufgrund der Unsicherheiten dürfte der Preis hoch bleiben. Sollten gar weitere umliegende Staaten in den Krieg involviert werden, sind auch Notierungen über 100 US-Dollar nicht auszuschliessen. Dies wiederum würde den sinkenden Inflationstrend abrupt bremsen und gleichzeitig die Konjunktur belasten. Zudem steigt die Verunsicherung bei den Anlegerinnen und Anlegern, was sich in einer höheren Volatilität und steigenden Risikoprämien zeigen dürfte.

Das Risikoumfeld sowie die konjunkturellen Aussichten trüben sich damit weiter ein. Wir bleiben anlagetaktisch unverändert defensiv positioniert. Konkret sind wir bei Aktien und Hochzinsanleihen untergewichtet. Dagegen empfehlen wir weiterhin eine Übergewichtung bei der Liquidität, Gold, Schweizer Immobilienfonds sowie soliden Investment-Grade-Anleihen mit kürzerer Duration. Der Schweizer Franken dürfte gesucht bleiben. Anlegerinnen und Anlegern raten wir, trotz diesen unerfreulichen Entwicklungen an ihrer langfristigen Anlagestrategie festzuhalten.