• Studien
  • Vorsorgen

Eigenheim: Wohntraum oder Vorsorgefalle?

Das Immobilienangebot ist knapp, die Preise sind hoch. Unsere Umfrage zeigt: Die Wohneigentumsförderung (WEF) wird immer beliebter. Wer sich den Traum von Wohneigentum erfüllen will, ist zunehmend auf Gelder aus der 2. oder 3. Säule angewiesen. Doch ohne langfristige Planung kann das die Vorsorgelücke im Alter vergrössern.

24.04.2025

Die Resultate im Überblick

Erkenntnis #1:

Das «Volk von Mietern» wäre lieber Eigentümer

Unter den Mieterinnen und Mietern träumen fast 60 Prozent vom Eigenheim. Das gilt offenbar auch bei der jungen Generation nicht als überholt: Rund drei Viertel der 18- bis 30-Jährigen, die kein Wohneigentum besitzen, wünschen sich ein eigenes Haus oder eine Eigentumswohnung.

Viele, die gerne ein Eigenheim hätten, können sich gut vorstellen, diesen Traum mit Vorsorgegeldern zu finanzieren. Für 28 Prozent hingegen käme ein Vorbezug nicht in Frage, weil sie Einbussen bei der Altersvorsorge befürchten. Robert Eberle, Leiter Wohnen & Finanzieren bei Raiffeisen Schweiz, ordnet ein: «Wer ein Eigenheim kaufen möchte und das auch kann, sollte diesen Traum grundsätzlich realisieren. Da zwischen Kauf und Pensionierung oft Jahrzehnte vergehen, sollte genug Zeit bleiben, um das Vorsorgevermögen wieder aufzubauen.»

Gut zu wissen

Wohneigentumsförderung kurz erklärt

Wer beispielsweise eine Eigentumswohnung kaufen oder ein Haus bauen will, kann dafür Vorsorgegelder aus der Pensionskasse (2. Säule) und der Säule 3a vorbeziehen oder verpfänden. Das nennt sich Wohneigentumsförderung (WEF) und ist bei der Säule 3a seit dem Jahr 1990 und bei der Pensionskasse seit dem Jahr 1995 möglich. Das Vorsorgegeld darf aber nur für die Finanzierung des selbstbewohnten Eigenheims eingesetzt werden – Ferienwohnungen oder Renditeobjekte fallen nicht darunter.

Erkenntnis #2:

Wohneigentümer zapfen fast alle Finanzierungsquellen an

Mehr als zwei Drittel der Wohneigentümerinnen und Wohneigentümer haben neben Erspartem weitere Mittel eingesetzt, um sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Dabei spielen Vorsorgegelder eine zentrale Rolle: 27 Prozent haben Geld aus der Pensionskasse vorbezogen, 7 Prozent haben Pensionskassengelder verpfändet. Bei der Säule 3a entschieden sich 20 Prozent für den Vorbezug und 16 Prozent für eine Verpfändung. Mehr als ein Drittel der Wohneigentümer hat offenbar praktisch alle verfügbaren Finanzierungsquellen angezapft – inklusive Gelder aus der 2. und der 3. Säule. 

Tashi Gumbatshang, Leiter Kompetenzzentrum Vermögens- und Vorsorgeberatung bei Raiffeisen Schweiz, empfiehlt, zuerst die Säule 3a auszuschöpfen, bevor man Pensionskassengelder bezieht. «Denn unser Drei-Säulen-System gleicht einer Treppe: Zuunterst ist die AHV, die im Alter für das Nötigste sorgt. Darauf baut die Pensionskasse auf, die den Lebensstandard erhöhen soll. Die oberste Stufe, die Säule 3a, ist dafür da, den finanziellen Spielraum weiter zu vergrössern – dazu zählt auch das Bausparen.»

Raiffeisen-Umfrage Eigenheim: Wohntraum oder Vorsorgefalle?

Quelle: Raiffeisen-Umfrage «Eigenheim: Wohntraum oder Vorsorgefalle?»

Erkenntnis #3:

Ohne Rückzahlungsplan kann es im Alter eng werden

Die Umfrage zeigt, dass nur 25 Prozent derjenigen, die Pensionskassengelder für den Erwerb ihres Eigenheims bezogen haben, einen konkreten Plan für eine vollständige oder teilweise Rückzahlung haben. Das birgt Risiken: Ein Vorbezug kann die spätere Altersrente erheblich schmälern und auch geringere Leistungen bei Invalidität und Tod zur Folge haben. Tashi Gumbatshang erklärt: «Beim Vorbezug vergrössert sich die Vorsorgelücke im Alter, also die Differenz zwischen dem letzten Einkommen und dem, was man nach der Pensionierung erhält. Das kann eine grosse Herausforderung werden: Denn heutige Rentnerinnen und Rentner haben ein anderes Konsumverhalten als frühere Generationen. Sie geben tendenziell mehr Geld aus – nicht zuletzt, weil sie aktiver bleiben und länger leben. Wurde dann noch die Vorsorgelücke nicht geschlossen, können Wohneigentümer im Alter ihren Lebensstandard allenfalls nicht aufrechterhalten.»

 

Gut zu wissen:

Fehlende Rückzahlungspläne führen nicht zwangsläufig zu Problemen – gezieltes Sparen oder eine spätere Erbschaft können das Risiko verringern. Entscheidend ist, frühzeitig eine langfristige Strategie zu entwickeln, um finanzielle Engpässe zu vermeiden.

Zur Umfrage

Raiffeisen-Umfrage «Eigenheim: Wohntraum oder Vorsorgefalle?»

Die Raiffeisen-Umfrage zum Thema Wohneigentumsförderung ist eine repräsentative Umfrage, die in Zusammenarbeit mit der ZHAW School of Management and Law durchgeführt wurde. Sie zeigt, wie die Schweizer Bevölkerung ihr Wohneigentum finanziert und welche Rolle Vorsorgegelder dabei spielen. Die Ergebnisse basieren auf einer Befragung, die vom 11. bis 24. April 2024 in allen Landesteilen in der Schweiz durchgeführt wurde. Insgesamt nahmen 1’151 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren daran teil.

Umfrage «Eigenheim: Wohntraum oder Vorsorgefalle?»

Zusammenfassung

Die Eigenheimfinanzierung braucht einen langfristigen Plan

Die aktuelle Marktlage zwingt viele dazu, ihre Vorsorgegelder für den Kauf einer Immobilie einzusetzen. Und nur ein Viertel von ihnen plant konkret, vorbezogenes Pensionskassengeld wieder zurückzuzahlen. Das kann nach der Pensionierung zu Liquiditätsproblemen führen und den gewohnten Lebensstandard im Alter gefährden.

Wer sich den Traum vom Eigenheim dauerhaft erfüllen möchte, kommt deshalb nicht darum herum, auch finanziell langfristig zu denken. Sprich: zu budgetieren und in die Vorsorge zu investieren.

 

Die 5 wichtigsten Tipps

  1. Vorsorgegeld aufbauen, denn Vorsorgen kann auch bei der Finanzierung des Eigenheims unterstützen
  2. Budget erstellen und die Rückzahlung von bezogenem Vorsorgegeld darin verankern
  3. Steuern nicht vergessen, die beim Bezug von Vorsorgegeld fällig werden
  4. In Wertschriften investieren, um langfristig den finanziellen Spielraum zu erweitern
  5. Sich beraten lassen, insbesondere im Hinblick auf die Pensionierung

Der erste Schritt zu Ihrem Eigenheim.

Ähnliche Beiträge finden