Die Ecoenergy Valais SA betreibt im Unterwallis auf 5'000 Quadratmetern ein neues Holzheizkraftwerk. Dieses soll künftig 14'000 Haushalte mit CO2-neutraler Wärme und Ökostrom versorgen. Die nötigen Mittel für die Finanzierung dieses Mammutprojekts zu finden, war eine Herausforderung. Zumal die Gewinnzone erst in zwei Jahren erwartet wird.
Der Energieträger: lokale Holzabfälle
Pirmin Reichmuth hat Grosses vor. 10'000 Tonnen CO2 jährlich will der Unternehmer in Zukunft einsparen. Das neue Holzheizkraftwerk seiner Ecoenergy Valais SA soll die Region rund um den Standort Vétroz (VS) künftig mit CO2-neutraler Wärme und Ökostrom versorgen. Das Produktionsziel des Holzheizkraftwerks: 32'000 Megawattstunden Strom und 60'000 Megawattstunden Wärme – genug für insgesamt 14'000 Haushalte.
«Weil unsere Projekte ökologisch und damit zukunftsträchtig sind, sind sie auch langfristig marktfähig»
Pirmin Reichmuth, CEO und Verwaltungsratsmitglied von Ecoenergy Valais
«Indem unsere Anlage Strom und Wärme produziert, ist sie besonders effizient», sagt Reichmuth, CEO und Verwaltungsratsmitglied von Ecoenergy Valais: «Aus einem Rohstoff entstehen zwei Produkte.» Dies steigert die Nachhaltigkeit des Projekts nochmals. Genauso wie die Herkunft des Holzes: «Wir verwenden ausschliesslich Altholz, Holzabfall und Waldholz aus der Region», so Reichmuth.
Holz: Die CO2-neutrale Alternative zu Öl und Gas?
Wertschöpfung bleibt in der Region
Vétroz ist nur eines von drei Holzheizkraftwerken schweizweit, die Reichmuth zusammen mit seiner Familie realisiert hat. Unter der Dachgesellschaft Ecogroup planen und entwickeln die Schwyzer Fernwärmeverbunde, aber auch Biomassenkraftwerke oder Autarkieinitiativen. Zahlreiche Projekte haben die Reichmuths bereits realisiert. Und bei jedem war klar: Es muss nicht nur ökologisch, sondern allumfassend nachhaltig sein. Dazu zählen auch:
- Ökonomische Nachhaltigkeit: «Wir waren immer überzeugt: Weil unsere Projekte ökologisch und damit zukunftsträchtig sind, sind sie auch langfristig marktfähig», sagt Pirmin Reichmuth. Der Erfolg seit über zehn Jahren gibt ihm Recht.
- Soziale Nachhaltigkeit: In Vétroz zum Beispiel investieren die Reichmuths in die Ausbildung lokaler Arbeitskräfte, damit diese das neue Holzheizkraft betreiben können. Auf diese Weise bleibt die Wertschöpfung von Ecoenergy Valais komplett in der Region. Pirmin Reichmuth: «Dies stärkt die lokale Wirtschaft und Gesellschaft.»
Die Definition von Nachhaltigkeit
Kosten im zweistelligen Millionenbereich
Um Grosses zu erreichen, musste das neue Holzheizkraftwerk in Vétroz selbst gross angelegt werden – auf 5'000 Quadratmetern. Dafür brauchte es substantielle Investitionen. Das Herzstück der Anlage ist der Verbrennungsofen mit Dampfturbine für die Stromproduktion sowie eine ausgeklügelte Rauchgasreinigung mit verschiedenen Gewebe- und Elektrofiltern. Hinzu kommen die Leitungen für den Wärmeverbund – alles in allem Kosten im zweistelligen Millionenbereich. Reichmuth: «So ein Mammutprojekt zu finanzieren, ist eine Herausforderung.»
Zumal die hohen Gesamtkosten nicht die einzigen Risiken für mögliche Geldgeber waren. «Besonders in der Anfangsphase gibt es weitere Projektrisiken», so Reichmuth. Konkret muss Ecoenergy Valais die anvisierte Strommenge erst einmal produzieren und zudem genügend Abnehmer finden. Die Gewinnzone wird erst in zwei Jahren erwartet.
Festhypothek kombiniert mit Aktionärsdarlehen
Die Banque Raiffeisen Sion et Région liess sich in Zusammenarbeit mit dem Raiffeisen Firmenkundenzentrum Mittelland/Wallis auf diese Herausforderungen ein. Gemeinsam mit Ecoenergy Valais und einem auf nachhaltige Anlagen fokussierten Infrastrukturfonds als Grossaktionär suchte man nach dem passenden Finanzierungskonstrukt. Das Ergebnis: Eine Hypothek mit planbaren festen Zinsen kombiniert mit Aktionärsdarlehen zur Risikoreduktion für die Bank.
«Wir ermöglichten einen überdurchschnittlich langen Finanzierungshorizont»
Rolf Brechbühl, Firmenkundenberater beim Raiffeisen Firmenkundenzentrum Mittelland/Wallis
Damit Ecoenergy Valais während der Kreditrückführung genügend finanzielle Luft bleibt, ging Raiffeisen bei der Laufzeit an die Grenzen: «Wir ermöglichten einen überdurchschnittlich langen Finanzierungshorizont von bis zu 15 Jahren», sagt Rolf Brechbühl, Firmenkundenberater beim Raiffeisen Firmenkundenzentrum Mittelland/Wallis. Denn die Bank glaubt an das Projekt in Vétroz. «An der Finanzierung nachhaltiger Projekte ist unsere Bank generell stark interessiert», so Brechbühl. «Neu wenden wir deshalb bei allen Finanzierungsgesuchen ESG-Kriterien an.»
Die Definition von ESG-Kriterien
Lokale Bankpartnerin
«Man merkt: Raiffeisen ist es gewohnt, massgeschneiderte Finanzierungslösungen anzubieten», sagt Pirmin Reichmuth. Den Ausschlag für Raiffeisen gegeben hat aber eigentlich etwas anderes: «Die Bank ist in Sion, 20 Fahrradminuten von Vétroz entfernt, vertreten. Somit ist sie eine lokale Partnerin.» Ganz nach der Unternehmensphilosophie der umfassenden Nachhaltigkeit.
Die Ecoenergy Valais SA ist eines von sechs Unternehmen der Ecogroup. Kerngesellschaft ist die Ecoenergy Systems AG mit Sitz in Brunnen, Schwyz. Als Dienstleistungsunternehmen im Bereich erneuerbare Energien plant und realisiert das Unternehmen Fernwärmeverbünde, Biomassenkraftwerke und Energie-Insellösungen in der ganzen Schweiz. Die Ecoenergy Valais SA wurde 2021 gegründet und ist Betreibergesellschaft und Geschäftsführerin eines neuen Holzheizkraftwerks in Vétroz im Unterwallis. Der prognostizierte Jahresumsatz liegt bei 10 Millionen Franken.