

Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche
Mit Blick auf die anstehenden Notenbankentscheide üben sich viele Anleger in Zurückhaltung. Die Volatilität an den Aktienmärkten ist so tief wie lange nicht mehr. Derweil wächst in den USA der regulatorische Druck auf die Krypto-Szene.
Chart der Woche
Achtung Blase!
Kursentwicklung Nasdaq 100 vs. Russell 2000, indexiert
Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office
Der US-Technologieindex Nasdaq 100 hat seit Anfang Jahr über 30% zugelegt. Zum Vergleich: Der Nebenwerte-Index Russell 2000 kletterte gerade mal um 4%. Grund für diese massive Outperformance ist die starke Entwicklung der grosskapitalisierten Technologiewerte. Sie profitieren vom Hype um das Thema Künstliche Intelligenz. Dieser lässt viele Anleger ihre Sorgen hinsichtlich der zähen Inflation, der restriktiven Geldpolitik sowie der schwächelnden Konjunktur ausblenden. Doch das ist gefährlich.
Aufgefallen
Euro gewinnt an Zustimmung
Laut Umfrage des schwedischen Statistikamtes würden derzeit gut 30% der Schweden einem Euro-Beitritt zustimmen – so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr! Grund ist die chronische Schwäche der Krone.
Auf der Agenda
Zinsentscheide US-Fed und EZB
Kommende Woche beraten die US-Notenbank Fed sowie die Europäischen Zentralbank (EZB) über ihre Geldpolitik. In Übersee dürften die Zinsen unangetastet bleiben. Für Europa erwarten wir einen Zinsschritt in Höhe von 0.25 Prozentpunkten.
Börsen im Wartemodus
Nach der Einigung im US-Schuldenstreit rücken die Fundamentaldaten zurück in den Fokus der Börsianer. Angesichts der anstehenden Notenbankensitzungen zeigten sich viele von ihnen diese Woche eher zurückhaltend. Zudem trübten neuerliche Konjunktursorgen die Stimmung. So sind die chinesischen Exporte im Mai überraschend stark um 7.5% eingebrochen. Unternehmensseitig ist die Nachrichtenlage derweil dünn. Nächsten Montag wird die Grossbank UBS ihre Konkurrentin Credit Suisse (CS) schlucken. Dies wird denn auch der letzte Handelstag der CS-Aktie sein. Ihren Platz im SMI nimmt der Logistikspezialist Kühne + Nagel ein. Wegen der Integration hat die UBS die Zahlenpublikation für das 2. Quartal auf den 31. August verschoben. Der Pharmariese Novartis gab im Rahmen eines Investorenanlasses weitere Strategiedetails für die Generika-Sparte Sandoz bekannt, welche im 2. Halbjahr abgespalten und an die Schweizer Börse gebracht werden soll. Dabei stellte er ein starkes Margenwachstum sowie kontinuierlich steigende Dividenden in Aussicht. Die Erwartungen für das Geschäftsjahr 2022/2023 übertroffen hat der Industriekonzern Burckhardt. Dank guter Auftragslage stieg der Reingewinn um knapp 39% auf 70 Millionen Franken. In der Folge wird die Dividende von 7.50 auf 12 Franken pro Aktie erhöht.
Ein guter Zeitpunkt zur Portfolioabsicherung
Der Volatilitätsindex VIX bewegt sich auf einem Mehrjahrestief. In der Vergangenheit folgte auf Phasen mit extrem niedriger Volatilität aber oftmals eine Korrektur. Auch aktuell spricht einiges für eine solche (u.a. Geldpolitik, Rezessionsgefahr, Saisonalität). Anleger können daher die Gunst der Stunde nutzen, um ihre Portfolios mittels Kauf von Put-Optionen günstig abzusichern. Denn auch eine Brandschutzversicherung erwirbt man nicht erst, wenn das Haus in Flammen steht.
Schweizer Inflation auf Vorkriegsniveau
Im Mai verteuerten sich die Konsumentenpreise in der Schweiz um 2.2% (April: 2.6%). Damit ist die Inflation auf das Niveau vor dem Ukraine-Krieg gesunken. Auch die Kernrate war rückläufig. Der Kampf gegen die Teuerung ist aber noch nicht gewonnen. Zum Vormonat kletterte der Landesindex für Konsumentenpreise um 0.3%. Mitunter für Pauschalreisen und Lebensmittel mussten Verbraucher mehr zahlen. Weiterer Preisdruck wird im Herbst aufkommen, wenn wegen des höheren Referenzzinssatzes die Mieten steigen. Wir erwarten daher, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Zinsen im Juni um 25 Basispunkte anheben und dann länger konstant halten wird.
Pessimistischere OECD
Dieses Jahr rechnet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für die Schweiz unverändert mit einem Wirtschaftswachstum von 0.6%. Für 2024 hat sie dagegen ihre Prognose von 1.4% auf 1.2% gesenkt. Gründe sind die restriktive Geldpolitik und die zähe Inflation, welche Konsum und Investitionen bremsen.
OPEC+ drosselt Ölproduktion
Die erweiterte Organisation erdölexportierender Länder (OPEC+) setzt weiter auf Förderkürzungen. Für 2024 hat sie das Produktionsziel um 1.4 Millionen Barrel pro Tag gesenkt. Zudem wird Saudi-Arabien diesen Juli freiwillig eine Million Barrel pro Tag weniger auf den Markt bringen. Damit will die Allianz dem konjunkturell bedingten Preisverfall gegensteuern. Seit Januar hat sich das Fass Brent um über 9% auf zuletzt 75 US-Dollar verbilligt. Wir erwarten auf Jahressicht einen Ölpreis von 80 US-Dollar.
Doppelschlag gegen Krypto-Szene
Die US-Börsenaufsicht SEC verklagt wegen Verstössen gegen das Wertpapiergesetz die Krypto-Börsen Binance und Coinbase. Zudem will sie die US-Vermögenswerte von ersterer einfrieren. Der Bitcoin fiel in der Folge um 8% auf ein 3-Monats-Tief bei 25'368 US-Dollar, erholte sich dann aber wieder etwas. Das zeigt einmal mehr seine enorme Volatilität, was uns in der Meinung bestätigt, dass sich Krypto-Währungen für einen Einsatz in der klassischen Vermögensverwaltung derzeit nicht eignen.
Publikation «Marktkommentar»