Marktkommentar – Ein Blick auf die Börsenwoche

Steigende Zinsen belasten die Börsen. Die Verunsicherung der Investoren spiegelt sich in einem Anstieg der Volatilität. Der Börsengang von Sandoz kommende Woche könnte die Stimmung kurzfristig anheben.

Chart der Woche

Verunsicherung der Anleger steigt

Entwicklung des Volatilitätsindex VIX

Öl treibt Inflation

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office

Der Trend ist klar: Seit rund einem Jahr tendiert die Volatilität abwärts. Sie lag die meiste Zeit unter dem gleitenden 100-Tage-Durchschnitt, der die Richtung angibt. Das bedeutet, Investoren sind sorglos. Nun droht die Stimmung aber zu kippen, wie der jüngste Anstieg der Volatilität zeigt. Historisch ist die Schwankungsbreite zwar immer noch auf einem niedrigen Niveau, dennoch ist der aktuelle Ausreisser ein Warnsignal. Er könnte Vorbote einer Börsenkonsolidierung sein, was aufgrund der nachlassenden Wirtschaftsdynamik, der hohen Zinsen und der anhaltenden Inflation nicht überraschen würde.

Aufgefallen

Reiche Schweiz

Trotz eines Vermögensrückgangs um 2.1% belegt die Schweiz gemäss «Global Wealth Report» Platz eins der reichsten Länder. Das Bruttovermögen pro Kopf beträgt 345'000 Fr. Netto, also nach Abzug der Schulden, sind es 231'000 Fr. und Platz zwei.

 

Auf der Agenda

Inflationsdaten Schweiz

Am 3.Oktober publiziert das Bundesamt für Statistik (BFS) die Daten zum Landesindex der Konsumentenpreise für den September.

Zinsen treiben den US-Dollar und den Euro

Die Worte der Notenbanken hallen nach. Um die hartnäckige Inflation zu bekämpfen, würden die Zinsen länger hoch bleiben, verkündeten sie vergangene Woche praktisch mit identischem Wortlaut. Obwohl die Währungshüter lediglich die kurzfristigen Leitzinsen steuern, beeinflusst deren Entwicklung die Erwartungen und damit auch die längerfristigen Zinsen. Diese haben nun, zeitlich leicht verzögert, ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. So notieren die Zinsen für US-Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren mittlerweile auf dem höchsten Stand seit 16 Jahren. Deutsche Anleihen rentieren so hoch wie letztmals 2011. Einzig die Schweiz scheint bei dieser Zinsrally nicht mitzumachen. Die Renditen für vergleichbare «Eidgenossen» pendeln seit dem Frühling um 1%. Der Grund dafür ist mitunter, dass die Schweizerischen Nationalbank (SNB) ihren Leitzins nicht weiter angehoben hat. Zudem gelten der Schweizer Franken und hiesigen Staatsanleihen als qualitativ äusserst hochwertig. Die hohe Nachfrage drückt damit die Renditen.

 

Schwächere Börsen

Die Börsen haben diese Woche geschwächelt. Anhaltend hohe Zinsen bedeuten auch, dass die Attraktivität von Aktien sinkt, weil die künftigen Erträge mit einem höheren Zins abdiskontiert werden und zum aktuellen Zeitpunkt weniger wert sind. Unternehmensseitig publizierte der Versicherer Helvetia ein gutes Ergebnis. Das Unternehmen profitierte von der guten Entwicklung der Finanzmärkte und einem starken Wachstum bei den Schadensversicherungen. Der Gewinn im ersten Halbjahr konnte um einen Drittel gesteigert werden. Um frisches Kapital bittet das Technologieunternehmen ams-OSRAM. Über eine Kapitalerhöhung und andere Instrumente sollen insgesamt 2.25 Milliarden Euro beschafft werden. Entschieden wird am 20. Oktober an einer ausserordentlichen Generalversammlung. Die Aktien haben in einer ersten Reaktion 20% verloren. Der Abwärtsdrall dürfte vorerst hoch bleiben.

UBS unter Druck

Eine turbulente Woche verbuchten die Valoren der Grossbank UBS. Sie büssten am Mittwoch bis zu 8% ein, erholten sich aber im Tagesverlauf. Grund für den Kurssturz war ein Medienbericht, gemäss dem das US-Justizministerium seine Untersuchung im Zusammenhang mit der Umgehung von Russland-Sanktionen ausgeweitet haben soll. Betroffen ist die von der UBS übernommene Credit Suisse. Zudem musste sich die UBS in Frankreich einer Anhörung vor der höchsten juristischen Instanz, dem Kassationsgericht, stellen. Es geht darum, dass sich die Grossbank gegen den Vorwurf der Beihilfe zur rechtswidrigen Kundenanwerbung und Geldwäscherei wehrt. Ein Urteil wird am 15. November 2023 erwartet.

 

Trübere Aussichten für die Schweiz

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) hat ihre Wachstumsprognose für die Schweizer Wirtschaft nach unten revidiert. Im laufenden Jahr rechnen die Konjunkturforscher mit einem Wachstum von noch 0.8%, nachdem sie bislang von 0.9% ausgegangen waren. 2024 soll die Wirtschaft dann um 1.9% zulegen. Das ist eine Abschwächung um 0.2 Prozentpunkte gegenüber der früheren Erwartung. Obwohl die Aussichten reduziert wurden, liegen sie für das kommende Jahr noch deutlich über unseren Erwartungen. Aufgrund der steigenden Mietkosten sowie der höheren Strompreise und Krankenkassenprämien erwarten wir für 2024 lediglich ein Wachstum von 0.8%. Dieses liegt deutlich über unseren Prognosen für Europa (-0.1%) oder die USA (0.5%).

 

Sandoz geht an die Börse

Nun ist es so weit, Sandoz kommt am 4. Oktober, an die Börse. Wer bereits Novartis-Aktien besitzt, erhält für fünf Novartis-Valoren je eine Sandoz-Aktie. Gehandelt werden die Titel des auf Generika spezialisierten Pharmaunternehmens an der Schweizer Börse unter dem Kürzel «SDZ». Neben dem breiten Swiss Performance Index (SPI) werden die Aktien auch im Swiss Leader Index (SLI) vertreten sein. Dieser enthält die 30 liquidesten und grössten Titel des Schweizer Aktienmarktes.