Anlageklasse im Fokus: Aktien

Die restriktive Geldpolitik und die zähe Inflation widerspiegeln sich schon länger in den konjunkturellen Vorlaufindikatoren. Nun schlagen die Bremsspuren zunehmend auf die Unternehmen durch.

Starkes Winterhalbjahr

Dank der Corona-Ersparnisse der Verbraucher sowie hoher Auftragsbestände konnten viele Unternehmen im ersten und zweiten Quartal dieses Jahres solide Geschäftsergebnisse präsentieren. In den USA lagen in dieser Zeit mehr als zwei Drittel der Abschlüsse über den Markterwartungen. Ähnliches gilt für die Schweiz. Diese Sondereffekte fallen aber zunehmend weg. Entsprechend zeigen sich in den Drittquartalszahlen erste Spuren der strafferen Geldpolitik.

Den konjunkturellen Gegenwind verspüren hierzulande insbesondere die Vertreter der Industrie- und Technologiebranche. Ihnen macht zudem der starke Schweizer Franken zu schaffen. Bei vielen Industrieunternehmen ist die Book-to-Bill-Ratio mittlerweile unter eins gefallen. Das bedeutet, dass die Auftragseingänge unter den erzielten Umsätzen liegen. Die Zahlenkränze von ABB, Bossard, Comet, Huber + Suhner, Rieter und VAT blieben – teils deutlich – hinter den Erwartungen zurück. Es gibt aber auch Lichtblicke. Der Computerzubehör-Produzent Logitech und der Lifthersteller Schindler haben mit ihren Quartalszahlen überzeugt. Gemischt fällt das Fazit in der Pharmabranche aus. Während Roche die rückläufigen Corona-Umsätze zu spüren bekommt, konnte Novartis Umsatz und Gewinn weiter steigern. Der Lebensmittelriese Nestlé beweist indes, dass sich die höheren Produktionskosten nicht unbegrenzt auf die Konsumenten abwälzen lassen. Trotz starker Preissetzungsmacht verfehlte er die Umsatzprognosen.

Angesichts der sich stetig abschwächenden Wirtschaft geben sich viele Unternehmen beim Ausblick vorsichtig. Wir erachten deshalb die Gewinnschätzungen der Analysten für 2024 als zu optimistisch und halten Abwärtsrevisionen für wahrscheinlich. Die infolge des Kriegsausbruchs im Nahen Osten erhöhten geopolitischen Risiken sowie die deutlich gestiegenen Anleiherenditen bescheren den Aktienmärkten zusätzlichen Gegenwind. Das Umfeld für Aktien bleibt somit herausfordernd. Dabei wäre das Winterhalbjahr im Schnitt ein saisonal attraktives Zeitfenster. Wir rechnen mit einer weiterhin erhöhten Volatilität und halten an unserem taktischen Untergewicht bei Aktien fest. Innerhalb der Anlageklasse bevorzugen wir wegen seines defensiven Charakters den Schweizer Heimmarkt. Nach der deutlichen Kurskorrektur im Oktober haben wir die entsprechende Quote antizyklisch leicht erhöht. 

Durchschnittliche Monatsrenditen des Swiss Performance Index (SPI), von 1988 bis 2022

Quellen: Bloomberg, Raiffeisen Schweiz CIO Office