Für viele Schweizer Unternehmen ist China ein beliebter Export-Markt. André Bernheim, Inhaber der Uhrenmanufaktur Mondaine, erklärt im Interview, welche Unterschiede es beim Markteintritt in China zu beachten gilt und welches Potenzial Schweizer KMU dabei erschliessen können.
Sie sind in 50 Ländern präsent. Für welches Land mussten Sie am meisten lernen?
André Bernheim: Ich dachte immer, die japanische Kultur und Lebensweise unterscheide sich am meisten von unserer. Und es ist auch vieles sehr anders und es ist wichtig, sich damit vertraut zu machen. Aber es ist auch dann noch schwer, dort Fuss zu fassen und Beziehungen aufzubauen. Wir hatten dort vor allem deshalb Erfolg, weil die Japaner unsere Bahnhofsuhr begehren, die schlicht und gradlinig ist und damit dem ästhetischen Empfinden der Japaner gut entspricht. So gesehen war es unser Produkt, das uns die Türen in diesem Markt geöffnet hat. Was wir zudem mit den Japanern gemeinsam haben: Wenn sie A sagen, dann gilt auch A, wie bei uns.
Und wie sind Sie nach China gekommen?
A. B.: Wir haben seit den frühen 1960er-Jahren eine Tochterfirma in Hongkong. Aber China ist nochmals anders. Gemeinsam haben sie das enorm hohe Tempo, sowohl im Lernen, Ausprobieren als auch im Korrigieren und wieder Probieren. Mit Luminox arbeiten wir schon seit etwa 15 Jahren recht erfolgreich in China, mit Mondaine haben wir vor fünf Jahren sehr langsam, mit viel Respekt und Bedacht begonnen und inzwischen Partner gefunden, von denen wir uns einiges erhoffen.
Inwiefern unterscheiden sich Japaner und Chinesen als Geschäftspartner?
A. B.: Der Chinese ist viel zugänglicher, da geht alles viel schneller. Die denken schnell und handeln schnell. Gibt es Fehler, heisst es einfach: Oh, entschuldigen Sie bitte die Unannehmlichkeiten, die ich verursacht habe, das nächste Mal mache ich es besser. Punkt. Damit hat es sich für sie. Chinesen sind auch ein wenig schlitzohrig. Vorsicht ist angezeigt.
Vier Gründe für den Markteintritt in China
Weshalb ist China gerade bei Schweizer Unternehmen so beliebt? Vier Gründe, die besonders für einen Markteintritt in China sprechen:
1. Vorteile am Zoll
Schweizer KMU haben durch das Freihandelsabkommen mit China Wettbewerbsvorteile, denn viele Waren können zollgünstig oder sogar zollfrei eingeführt werden.
2. Platz für Nischenplayer
Der Markt ist so gross, dass auch Nischenplayer Fuss fassen können. Amberg Technologies, Bühler AG oder Titoni AG exportieren kräftig nach China und bauen dort sogar neue Standorte auf.
3. Steigende Konsumlust
Neben Alibaba ist WeChat ein wichtiger Verkaufskanal in China: Die Kommunikation und der Konsum werden weitgehend über diese App gesteuert. Mit den steigenden Einkommen in China steigt auch die Lust, Schweizer Produkte zu kaufen.
4. Demografischer Wandel
Grosses Potenzial besteht bei der Altenpflege: Die chinesische Regierung fördert ausländische Investitionen, da die Zahl der Senioren stark steigt. Chancen bestehen beispielsweise in der Schulung von Pflegepersonal, der ambulanten Pflege, der IT und beim Bau von Pflegeeinrichtungen.