Altersvorsorge: So profitieren Landwirte

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Altersvorsorge steht für viele Landwirtinnen und Landwirte nicht zuoberst auf der Prioritätenliste. Die knappen Mittel werden im Zweifel lieber in den Hof investiert. Wer aber schon früh in die eigene Vorsorge einzahlt, vermindert nicht nur die finanziellen Risiken im Alter, sondern spart auch noch Steuern.

 

Familie Züger sorgt vor

Die Zügers sind eine klassische Bauernfamilie. Benno arbeitet ausschliesslich auf dem Hof. Seine Partnerin Marianne betreut die gemeinsamen Kinder und unterstützt ihren Mann mit einem Pensum von 40 Prozent im Betrieb. Um den Ertrag zu optimieren und nachhaltiger zu wirtschaften, haben die beiden über die Jahre kontinuierlich investiert. Bei der Finanzierung ihrer Vorhaben achten sie stets darauf, genügend liquide Mittel zur Deckung der laufenden Kosten zu haben.

Dazu zählen bei den Zügers auch jährliche Einzahlungen in die drei Vorsorge-Säulen. Sie leisten beide die notwendigen Beiträge an die AHV (1. Säule). Als Selbständigerwerbende nutzen sie zudem die Vorteile der beruflichen Vorsorge: Sie haben bei der auf Bauernfamilien ausgerichteten Agrisano steuerbegünstigte Vorsorgepläne im Rahmen der freiwilligen beruflichen Vorsorge (Säule 2b) abgeschlossen. Und auch in die 3. Säule zahlen Benno und Marianne jährlich mindestens die Hälfte des Maximalbetrages ein.

  

Landwirte nutzen vermehrt die Vorteile der Altersvorsorge

So konsequent wie unsere fiktive Familie Züger betreiben nicht alle Landwirtinnen und Landwirte in der Schweiz ihre Altersvorsorge. Doch viele nutzen bereits die Vorteile des Drei-Säulen-Systems. Gemäss einer Erhebung zur Landwirtschaftlichen Betriebszählung des Bundesamtes für Statistik (BfS) aus dem Jahr 2020 verfügten 82 Prozent der Landwirte, die ausschliesslich auf ihrem Betrieb arbeiten, über eine 2. oder 3. Säule. Ganz ohne 2. oder 3. Säule standen nur 13 Prozent da.

Soziale Absicherung Landwirtinnen und Landwirte

Damit liegen die Landwirtinnen und Landwirte aber noch immer unter dem Schweizer Durchschnitt. Denn 84 Prozent der Erwerbstätigen haben laut BfS eine 2. Säule und rund drei Viertel verfügen gemäss dem aktuellen Raiffeisen-Vorsorgebarometer über ein Säule-3a-Konto.

Als Folge der generell tieferen Erwerbseinkommen sowie der geringeren Nutzung der 2. und 3. Säule liegen die Renten in der Landwirtschaft gemäss einer früheren Erhebung der Forschungsanstalt Agroscope deutlich unter dem Durchschnitt der übrigen Branchen.

Um diese Situation zu verbessern, sollten Landwirtinnen und Landwirte auf verschiedene Vorsorgelösungen setzen. Das heisst: Für die Finanzierung des Ruhestands ist es ratsam, alle drei Säulen des Schweizer Vorsorgesystems zu nutzen. Das gilt für Betriebsleiter, aber auch für Partnerinnen oder Partner, die auf dem Hof mitarbeiten.

 

Die drei Vorsorge-Säulen für Landwirtinnen und Landwirte

Über 80 Prozent der Bauern führen ihre Höfe als Selbständigerwerbende. Ein Grossteil davon arbeitet gemäss Zahlen des BfS ausschliesslich auf dem eigenen Betrieb. In der nachfolgenden Übersicht haben wir für jede Säule die zentralen Punkte zusammengefasst, die Sie als selbständig erwerbender Landwirt beachten sollten:

 

  1. Säule: Staatliche Vorsorge AHV
    Die erste Säule dient der Existenzsicherung im Alter. Sie ist auch für selbständig erwerbende Landwirtinnen und Landwirte obligatorisch. Wichtig ist, dass Sie jedes Jahr die notwendigen Beiträge einzahlen. Das gilt für Sie und Ihre Partnerin oder Ihren Partner einzeln. Das ist zentral, weil sich die Rente für jedes fehlende Beitragsjahr um 2,3 Prozent reduziert. Nachzahlungen sind nur für die letzten fünf Jahre möglich.

  2. Säule: Berufliche Vorsorge (Pensionskasse)
    Die Renten aus der beruflichen Vorsorge ermöglichen im Alter die Fortsetzung des gewohnten Lebensstandards. AHV und Pensionskassenrenten zusammen decken rund 60 bis 70 Prozent des zuletzt erzielten Einkommens. Anders als für angestellte Personen ist eine Pensionskasse für selbständig erwerbende Landwirtinnen und Landwirte nicht obligatorisch. Sie können die Vorteile der beruflichen Vorsorge jedoch freiwillig nutzen und sich einer Säule-2b-Vorsorgelösung anschliessen. So sparen Sie kontinuierlich Kapital für das Alter an. Die Einzahlungen können Sie zudem vom steuerpflichtigen Einkommen abziehen.

  3. Säule: Private Vorsorge
    Mit der privaten Vorsorge verbessern Sie Ihre eigene Vorsorgesituation zusätzlich. Das angesparte Kapital dient grundsätzlich der Altersvorsorge. Falls Sie eine berufliche Vorsorgelösung haben, können Einzahlungen bis maximal 7'056 Franken vom steuerpflichtigen Einkommen abgezogen werden. Selbständigerwerbende ohne Pensionskasse dürfen bis zu 20 Prozent des Nettoerwerbseinkommens, maximal aber 35'280 Franken einzahlen – und von der Steuer abziehen.

 

Frauen profitieren von früher Planung

Auch für Partnerinnen und – seltener – Partner, die auf dem Hof mitarbeiten, ist Vorsorge zentral. Das wurde lange vernachlässigt. Oft erhielten sie kein Erwerbseinkommen und standen am Ende ihres Berufslebens ohne eigene Vorsorge da. Durch Initiativen seitens der Politik und des Schweizerischen Bauernverbands hat ein Umdenken stattgefunden. Die Situation der Frauen in der Landwirtschaft hat sich mittlerweile deutlich verbessert.

Rund die Hälfte der Partnerinnen bzw. Partner haben mittlerweile Geld in der 2. Säule, der beruflichen Vorsorge. 55 Prozent zahlen in die freiwillige, private Vorsorge (3. Säule) ein. Das lohnt sich: Sorgen beide Partner vor, steht im Alter mehr Geld zur Verfügung. Und: Partnerinnen bzw. Partner sind auch im Falle einer Trennung besser abgesichert.

 

Der eigene Hof als Altersvorsorge

Für Landwirtinnen und Landwirte zählt nicht zuletzt auch der eigene Hof zur Altersvorsorge – in erster Linie der Erlös aus dem Verkauf des Betriebs. Aber auch Wohn- oder vergünstigte Mietrechte spielen bei der Vorsorgeplanung eine zentrale Rolle.

Wenn Sie sich bei Ihrer Altersvorsorge allerdings zu stark nur auf Ihren Hof verlassen, gehen Sie damit unnötig hohe Risiken ein. So ist es keineswegs sicher, dass Sie rechtzeitig eine passende Nachfolge finden oder dass der erhoffte Verkaufspreis auch wirklich erzielt wird. Mit einer frühzeitigen und umfassenden Vorsorgeplanung, die alle Säulen berücksichtigt, vermindern Sie solche Risiken und verschaffen sich Spielraum.