Gesunde Finanzen: Sechs Tipps für Landwirte

Für viele Schweizer Landwirtinnen und Landwirte ist die Gesundheit ihrer Finanzen eine Herausforderung: Sie kämpfen mit wachsenden Ausgaben und schwankenden Einnahmen. Das weiss auch Edi Platter, RUZ-Finanzbegleiter und Landwirtschafts-Kenner. Wir haben für Sie sechs Finanz-Tipps aus seinem Praxisalltag zusammengestellt. 

Wer wettbewerbsfähig sein will, muss investieren

Steigende Kosten, gleichbleibende Erträge: Vor dieser Herausforderung stehen viele Schweizer Landwirtschaftsbetriebe. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss investieren – in neue Landmaschinen und Anlagen, erneuerbare Energien oder alternative Vertriebswege. Zudem sind die laufenden Kosten für Saatgut, Futter oder Energie in den letzten Jahren gestiegen. Der Produzentenpreis für Milch hingegen ist über Jahrzehnte mehrheitlich gesunken. «In dieser Situation ist es für viele Landwirtinnen und Landwirte eine Herausforderung, ihre Finanzen gesund zu halten», sagt Edi Platter, Finanzbegleiter am Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ und Landwirtschafts-Kenner. Wir haben für Sie sechs Finanz-Tipps aus seinem Praxisalltag zusammengestellt:

1. Finanzplan erstellen und regelmässig abgleichen

Investitionen, Kosten, Erträge, Liquidität: Wer notiert, wie sich diese Zahlen schätzungsweise in den nächsten Monaten entwickeln, hat eine gute Basis für gesunde Finanzen. «Sind die Zahlen nur im Kopf, ist es viel schwieriger, den Überblick zu behalten und gezielt auf Schwankungen wie Witterungseinflüsse oder Kostensteigerungen zu reagieren», sagt Edi Platter.

«Wer notiert, wie sich seine Zahlen schätzungsweise entwickeln, hat eine gute Basis für gesunde Finanzen.»

Edi Platter, Verantwortlicher Kompetenzteam Unternehmensentwicklung und Finanzen  

Mit dem sogenannten Finanzplan, Herzstück des Businessplans, können Landwirtschaftsbetriebe zusammen mit der Jahresrechnung prüfen, ob sie auf Kurs sind. Gibt es Abweichungen von Ist zu Soll? Warum? Braucht es eine Korrektur? «Für rasche Entscheidungen ist es sinnvoll, im Finanzplan gleich mehrere mögliche Szenarien inklusive Massnahmen durchzuspielen», sagt Edi Platter. «Zum Beispiel: Was, wenn der Milchpreis um 20 Prozent sinkt? Wie kompensiere ich das konkret?»

2. Sinnvolle Finanzierung wählen, finanziellen Spielraum schaffen

«Saisonale Liquiditätsengpässe sind für Landwirte keine Seltenheit», so Edi Platter. Dadurch werden nötige Investitionen oft verhindert. Sein Tipp für mehr finanziellen Spielraum: «Landwirtschaftsbetriebe können die entsprechenden Unterstützungsprogramme des Bundes und der Kantone nutzen.» Aber auch die Wahl der richtigen Bankfinanzierung schafft finanzielle Puffer. Ein Beispiel: Eine Gemüsebäuerin muss jeden Sommer Erntehelfer bezahlen und braucht dann ausreichend Liquidität. «Um wichtige Investitionen trotzdem tätigen zu können, würde sich ein Investitionsgüter-Leasing mit saisonalen Raten gut eignen», meint Edi Platter. Dabei kann die Bäuerin mit der Bank zum Beispiel festlegen, im Sommer keine Raten zu bezahlen und im Rest des Jahres dafür höhere.

3. Laufend erneuern, pflegen und reparieren

Nicht immer braucht es gleich Neuanschaffungen – Reparatur kann genauso gut sein. «Wichtig ist, dass man seinen Hof gut unterhält und pflegt», sagt Edi Platter. «So erlebt man weniger böse Überraschungen, die unerwartet auf einen Schlag viel Geld kosten.» Zum Beispiel ein undichtes Stalldach oder eine kaputte Landmaschine.

4. Steuerfallen vermeiden

Wird der Hof bei der Pensionierung der Eltern aufgelöst, weil ihn die Kinder nicht übernehmen, muss er ins Privatvermögen überführt werden. «Dieses Szenario hat steuerliche Auswirkungen, die Landwirtschaftsbetriebe vorgängig mit Experten klären sollten», sagt Edi Platter: Auf alle Abschreibungen, die über die Jahre getätigt wurden, fällt eine Steuer an. «Und zwar nicht zu knapp», so der Finanzbegleiter. «Deshalb ist es wichtig, die eigene Nachfolge frühzeitig zu planen. Gibt es in der Familie keine Nachfolger, kann man zum Beispiel mit einem Nachbarsbauern sprechen, ob er den Hof übernehmen möchte.»

5. Persönliche Vorsorge nicht vergessen

Die meisten Landwirtschaftsbetriebe sind Einzelunternehmen. «Das Thema Vorsorge ist deshalb zentral», sagt Edi Platter. Denn die Landwirtinnen und Landwirte müssen selber für den dritten Lebensabschnitt vorsorgen. Häufig geschieht das, indem die abgebende Generation ein lebenslanges Wohnrecht auf dem Hof erhält. «Das reicht aber nicht aus, um im Alter gut zu leben», sagt Platter. «Selbst mit Gratis-Wohnung fressen Fixkosten wie Krankenkasse oder Telefon die AHV schnell auf.» Die Lösung: frühzeitig mit dem Aufbau von Vorsorgekapital beginnen. «Damit auch die Partnerin in die 3. Säule einzahlen kann, benötigt sie einen eigenen Lohn», gibt Edi Platter einen wichtigen Hinweis.

6. Unterstützung von Experten beiziehen

Landwirte sind die Experten in der Landwirtschaft. «Sie sind aber meist keine Experten in Sachen Finanzen, Steuern, Vorsorge und Recht», weiss Edi Platter aus seinem Berateralltag. Kommt hinzu: Die Herausforderungen der Betriebe sind unterschiedlich, Patentrezepte schwierig. «Bei Lösungen vom Hörensagen ist deshalb Vorsicht geboten.» Es drohen etwa Streitereien und Anwaltskosten. «Stattdessen macht es Sinn, eine Expertin oder einen Experten beizuziehen.»

Brauchen Sie Unterstützung?

Welche Finanzierungsmethode kommt für mich in Frage? Wie spare ich Steuern? Und wie gleise ich meine Nachfolge auf? Edi Platter und seine Kolleginnen und Kollegen vom RUZ helfen Ihnen gerne weiter. 

Edi Platter

Edi Platter ist Verantwortlicher Kompetenzteam Unternehmensentwicklung und Finanzen am Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ. Er ist mit der Landwirtschaft bestens vertraut: Seine Partnerin führt zusammen mit ihrer Tochter einen Bio-Landwirtschaftsbetrieb.