So gelingen Kreditfinanzierungen

Unternehmerinnen und Unternehmer, die vor grossen Investitionsentscheidungen stehen, müssen auf dem Weg zur Finanzierung vieles berücksichtigen. Was gilt es zu beachten, damit Finanzierungsgesuche unkompliziert bewilligt werden und sich die Vorhaben realisieren lassen?

Die Kreditvergabe ist primär eine Vertrauensfrage. Erfahrungsgemäss lohnt es sich deshalb, Kreditanfragen strukturiert anzugehen und sich gut vorzubereiten. Auch externe Finanzierungberater können wertvolle Unterstützung bieten. Nachfolgende Punkte erachten wir aus der Beratungspraxis als besonders wichtig:

Wissen, wieviel man braucht

Vorbereitung und Planung sind das A und O. Am Anfang einer grösseren Investition stehen strategische Überlegungen und Zielsetzungen. Dank einer professionellen Investitions- und Liquiditätsplanung lässt sich der Finanzierungsbedarf des Unternehmens abschätzen und strukturieren. Idealerweise werden zwei bis drei Szenarien zum möglichen Geschäftsverlauf erarbeitet. Unrealistische Vorhaben lassen sich dadurch frühzeitig erkennen.

Kapitalgeber umfassend informieren und dokumentieren

Unabhängig davon, ob der Kapitalgeber ein Unternehmen bereits kennt oder nicht: Eine hohe Transparenz schafft in jedem Fall Vertrauen. Entscheidend ist, dass die Informationen aktuell und nachvollziehbar sind und klar ist, wofür genau die Mittel verwendet werden. Wesentlich Grundlagen für die Freigabe einer Finanzierung sind:

  • eine Finanzplanung, die die letzten zwei Geschäftsjahre, das aktuelle Geschäftsjahr sowie eine Planung für die nächsten drei Geschäftsjahre beinhaltet
  • der effektive Investitionsbedarf und absehbare Return on Investment
  • die Liquiditätsplanung über die nächsten zwölf bis 18 Monate

Besonders hilfreich ist, wenn eine Unternehmerin oder ein Unternehmer in der Lage ist, wichtige Fragestellungen einer Kreditbeurteilung von sich aus zu adressieren: Welche zukünftigen Effizienzgewinne sollen mit Hilfe der Investition resultieren? Wie lassen sich die hinterlegten Sicherheiten bewerten? Wie verändern sich Verschuldungsgrad, Zinsdeckung und Tragbarkeit?

Vergleichen lohnt sich

Die Wahl der geeigneten Finanzierungsart(en), ob Festkredit, Hypothekarkredit, Betriebskredit, Investitionskredit, Leasing oder Factoring, und die zeitlichen Fristigkeiten können bei der jährlichen Zinsbelastung und späteren Ablösung einen grossen Unterschied ausmachen. Es lohnt sich, diesen Punkt eingehend zu erörtern. Verschiedene Finanzierungsangebote einzuholen kann zwar aufwändig sein, aber als Kreditnehmer gewinnt man dadurch sowohl einen Überblick über die aktuellen Konditionen auf dem Markt wie auch mögliche Anbieter, Investoren oder Darlehensgeber. Jedes Gespräch bietet die Möglichkeit, selbst hinzuzulernen. Abhängig von der Höhe des Kreditbetrages und der Komplexität eines Investitionsprojektes kann eine «Abkürzung» durch Nutzung einer digitalen Plattform oder den Beizug eines externen Finanzierungsberaters durchaus sinnvoll sein, um den eigenen Aufwand reduzieren. Viele Kreditnehmer entscheiden aus einer unnötigen und kurzfristigen Drucksituation heraus und nehmen das erstbeste Kreditangebot zu früh an. Durch Vergleichen und Nachverhandeln lassen sich über Jahre hinweg substanzielle Zinkosten einsparen.

Spannend: Der Leverage Effekt

Die Kreditfinanzierung einer Investition kann auch dann sinnvoll sein, wenn ein Unternehmen finanziell sehr gesund ist. In diesem Fall wird ein Kreditantrag eher von einer Bank bewilligt und die Zinskonditionen dürften besser ausfallen. Gleichzeitig lassen sich unter Umständen steuerliche Vorteile erzielen und die Eigenkapitalrendite steigern. Ein positiver Leverage-Effekt ist dann möglich, wenn die Gesamtkapitalrendite des Unternehmens über dem Zinssatz des Fremdkapitals liegt. Der Zinsaufwand für die zusätzlichen Kredite lässt sich steuerlich abziehen, womit sich zusätzlich sparen lässt.

Kapitalgeber wollen in der Regel möglichst viel über das Unternehmen, seinen Zustand und dessen Investitionsvorhaben wissen. Dies sollte nicht als Neugier missverstanden werden, sondern dient der gegenseitigen Vertrauensbildung. Es zeigt einerseits das Interesse am Unternehmen und seinen Investitionsplänen und andererseits kommt das berechtigte Bedürfnis zum Ausdruck, die künftigen Cash-Flows möglichst gut abzuschätzen. Je mehr aktuelle Informationen und Unterlagen ein Unternehmen bereitstellen kann, desto individueller und passgenauer kann eine Finanzierung strukturiert und abgewickelt werden.

 

Unter Umständen lohnt sich der Beizug eines unabhängigen Beraters als aktives Bindeglied zwischen Kapitalgebern und Unternehmern. Dieser begleitet Unternehmen bei der Aufbereitung anspruchsvoller Businesspläne und bringt die Ideen des Unternehmers mit den Ansprüchen möglicher Kapitalgeber in Einklang. Zudem zeigt er geeignete Finanzierungsvarianten auf und präsentiert entsprechende Kombinationsmöglichkeiten – von der klassischen Kreditfinanzierung, über Bürgschaften, Leasing, Privat Equity bis hin zur Crowd-Finanzierung.

Edi Platter

Edi Platter, Verantwortlicher Kompetenzteam Unternehmensentwicklung und Finanzen. Wirtschaft und finanzielle Unternehmensführung: Dies sind die Leidenschaften von Edi Platter. Seine betriebswirtschaftliche Ausbildung und die jahrzehntelange Erfahrung im Finanzdienstleistungssektor beweisen sein grosses Flair für Zahlen. Als Inhaber eines Verkaufs- und Marketingunternehmens lernte er zudem die täglichen Herausforderungen eines Schweizer KMU kennen. Die Kombination der beiden Dinge macht ihn zum RUZ-Profi in Sachen Liquiditätsplanung und Unternehmensfinanzierung.