Wie Unternehmen Konflikte im Team lösen

In Teamentwicklungen sind Konflikte Teil des Prozesses. Das hat auch die Zürcher Holzbau AG gemerkt, als sie einen neuen Betriebszweig aufgebaut hat. Erfahren Sie nachfolgend, wie Unternehmen Konflikte innerhalb eines Teams aus dem Weg räumen und gemeinsam bessere Lösungen für die Zusammenarbeit finden.

Ein neuer Betriebszweig führte zu Unruhe 

Ob Neu- oder Umbauten: Die Zürcher Holzbau AG baut seit über 30 Jahren mit Holz. Dabei legen die Brüder Beat und Christian Zürcher Wert auf den nachhaltigen Umgang mit der Natur: Meist verbauen sie Schweizer Holz, von dem sie die ganze Lieferkette kennen. Auch bei Minergie waren sie fast von Anfang an mit dabei. «Trotzdem haben wir in der Region viel gleichwertige Konkurrenz», sagt Geschäftsführer Beat Zürcher. Um sich abzuheben, legt das KMU in Finstersee im Kanton Zug deshalb viel Wert auf das Persönliche: freundliche Mitarbeiter, eine gute Stimmung im Team und ein zuvorkommender Umgang mit den Kunden. 

«Heute sind wir ein gutes Team. Gibt es Unstimmigkeiten, diskutieren wir darüber, niemand macht die Faust im Sack.»

Geschäftsführer Beat Zürcher

Zentral dafür: das Betriebsklima. «Heute sind wir ein gutes Team», sagt Zürcher. «Gibt es Unstimmigkeiten, diskutieren wir darüber, niemand macht die Faust im Sack.» Das war allerdings nicht immer so. Als das KMU vor einigen Jahren eine eigene Planungsabteilung mit Hochbautechnikern und Bauleitern eröffnete, sank bei den alteingesessenen Zimmerleuten und Vorarbeitern in der Produktion die Stimmung. 

 

Für den nachhaltigen Erfolg ist die neue Planungsabteilung ein wichtiger Betriebszweig: Die Wertschöpfungskette verlängerte sich dadurch markant. Das KMU führt Arbeiten nicht mehr nur aus, sondern kann Bauherren und Architekten nun auch beraten sowie Kundenprojekte selber planen. Das generierte zwar mehr Aufträge, veränderte aber auch die Betriebsdynamik. Büro und Zimmerei sprachen oft nicht dieselbe Sprache – dass die neuen Kollegen aus der Planung oft auch noch jünger waren als die langjährigen Handwerker, verschärfte die Situation. 

Auf Erfolgskurs: Geschäftsführer Beat Zürcher setzt mit seiner Zürcher Holzbau AG auf Qualitätsarbeit und einen besonders freundlichen Umgang.
Doch der Zuwachs um eine Planungsabteilung führte in der Zimmerei erstmal zu Unmut.
Hochbautechniker und Bauleiter sprachen nicht dieselbe Sprache wie die alteingesessenen Zimmerleute und Vorarbeiter.
Unterschiedliche Mentalitäten führten zu fehlendem gegenseitigem Verständnis. Jedes Team arbeitete für sich statt miteinander.
Beat Zürcher suchte sich Hilfe bei der RUZ-Beraterin Bea Reichle. Die Expertin für Teamentwicklung weiss: «Konflikte wird es immer geben, gerade in wachsenden Unternehmen.»
Heute ziehen alle Mitarbeitenden am selben Strang – dafür sorgen strukturiertere Prozesse und eine bessere Kommunikation. So kann sich das KMU stets weiterentwickeln und bleibt dem heutigen Markt gewachsen.

Plan vs. Praxis 

Der Geschäftsführer beobachtete, wie die Kluft zwischen den Abteilungen immer grösser wurde. «Die Mentalitäten waren sehr unterschiedlich.» Jedes Team arbeitete für sich, ein Miteinander fand kaum statt. «Manchmal gaben die Planer auf dem Papier etwas vor, das zwar dem Kundenwunsch entsprach, sich aber auf der Baustelle als schwierig erwies. Es mangelte an Kommunikation und gegenseitigem Verständnis – das führte zu Frust.» 

Ihm war klar: Jetzt muss sich etwas ändern. Denn beide Abteilungen sind voneinander abhängig. Nur wenn alle effizient zusammenarbeiten, können Aufträge so geplant und ausgeführt werden, dass am Schluss alle – und vor allem auch der Kunde – zufrieden sind. «Ich wollte die Bombe entschärfen, bevor sie platzt», sagt Zürcher. Als ihm ein Bekannter das Coaching im Bereich Teamentwicklung im Raiffeisen Unternehmerzentrum RUZ in Baar empfahl, zögerte er nicht. «Die Mitarbeitenden sind unser grösstes Kapital. In sie zu investieren, ist etwas, das man nicht vernachlässigen darf.» 

Denn Teamentwicklung ist Führungssache. Für den Erfolg eines Unternehmens braucht es starke Führungspersonen, die wissen, wie man konstruktiv mit Konflikten umgeht, und die Mitarbeitenden auf ein gemeinsames Ziel einschwören.

Konflikte sind normal 

Dafür ist RUZ-Begleiterin Bea Reichle Expertin. Sie weiss: «Es wird immer Konflikte geben, gerade in wachsenden Unternehmen.» Das sei in der Teamentwicklung ein ganz normaler Prozess. «Immer wenn sich etwas an den Ressourcen ändert – sei es durch neue Kollegen oder auch durch Maschinen –, kann es zu Ablehnung oder gar Widerstand kommen. Der Mensch mag keine Veränderungen. Dabei sind sie auch die Chance auf etwas Neues, sie geben Raum für Innovation.» 

In einem Zeitraum von 12 Monaten führte Reichle mehrere Workshops mit Zürcher und seinen Mitarbeitern durch – erst getrennt in den jeweiligen Teams, dann alle gemeinsam. «Das Ziel war es, zu sensibilisieren und das Verständnis füreinander zu vergrössern», sagt Reichle. Zentrale Fragen, die sie dabei gestellt hat waren:

  • Was sind die Herausforderungen in den einzelnen Bereichen?
  • Was funktioniert und was nicht?
  • Aber auch: Wie ticken die einzelnen Mitarbeiter und Teams?

Um gemeinsam bessere Lösungen für die Zusammenarbeit zu finden, mussten die Mitarbeitenden verstehen, wie die jeweils andere Abteilung arbeitet. 

Die Gespräche halfen: «Die Stimmung wurde in den vergangenen zwei Jahren spürbar besser», sagt Zürcher. Vorbereitung, Begleitung und Nachbereitung der Bauprojekte sind nun stärker strukturiert. Die Prozesse sind so gestaltet, dass die Bereiche zusammenarbeiten müssen. Kritische Punkte werden gemeinsam angegangen, damit die Lösung sowohl handwerklich als auch finanziell standhält. Und am Ende des Projekts prüft das Team anhand einer Checkliste, ob der gesamte Prozess – etwa punkto Arbeitssicherheit, Materialfluss und Ausführung – funktioniert hat und wo es Verbesserungspotenzial gibt. «So stellen wir sicher, dass wir fortlaufend dazulernen und nicht wieder in das alte Muster zurückfallen», sagt Zürcher.

Stillstand bedeutet Rückstand 

Reichle trifft in ihren Mandaten oft auf ähnliche Situationen. «Der richtige Zeitpunkt für eine Beratung ist dann, wenn man sich immer über das Gleiche ärgert – und nicht erst, wenn sich ein Konflikt schon finanziell auf das Unternehmen auswirkt.» Um dann aber nachhaltige Veränderungen zu erwirken, müssen Unternehmer und Arbeitnehmende bereit sein, das eigene Verhalten zu hinterfragen. 

Das weiss auch Beat Zürcher. «Wir wollen dem heutigen Markt gewachsen sein. Das bedeutet, dass wir uns stets weiterentwickeln, als Team und auch als Unternehmen. Denn Stillstand bedeutet Rückstand.»

Zürcher Holzbau AG

Die Brüder Beat und Christian Zürcher gründeten ihr Unternehmen 1989 in Finstersee ZG. Sie bauen unter anderem Ein- und Mehrfamilienhäuser oder Scheunen, aber auch Autounterstände, Terrassen und Fassaden für Kunden aus der Region. Durch die Verwendung von im Betrieb vorproduzierten Elementen erreichen sie besonders kurze Bauzeiten. Das KMU zählt 24 Mitarbeiter, davon 5 Lernende.