Mit Innovation zu neuen Talenten

Das RUZ engagiert sich stark für die Nachwuchsförderung. Denn das Aufspüren und Entwickeln neuer Talente ist für KMU überlebenswichtig. Was zu tun ist, um Know-how im Unternehmen zu halten und neue Fachkräfte anzuziehen, erklären die RUZ-Experten Spiros Doukas und Stefan Born im Interview.

Wie wichtig ist Nachwuchsförderung für Schweizer KMU?

Spiros Doukas: Das Thema ist für die Unternehmen überlebenswichtig. Denn speziell in den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen spitzt sich der Fachkräftemangel zu.

 

Stefan Born: In den nächsten zehn Jahren verlassen über eine halbe Million Babyboomer den Arbeitsmarkt. Und wir wissen: Nur rund die Hälfte rückt in der gleichen Zeitspanne nach. KMU müssen darum jetzt die Weichen stellen, um auch künftig noch genügend Fachkräfte an Bord zu haben.

Wie tun sie das am besten?

Stefan Born: Indem sie zum einen die Talente im eigenen Betrieb erkennen, diese fördern und mit ihnen zusammen Entwicklungpläne erstellen. Die eigenen Mitarbeitenden müssen für die künftigen Aufgaben befähigt werden – durch interne oder auch via externe Aus- und Weiterbildungen.

 

Spiros Doukas: Zum andern führt der Weg über zeitgemässe Formen der Nachwuchs-Rekrutierung. Social Media eröffnen hier ganz neue Chancen: KMU können zum Beispiel die Lernenden einsetzen, um anderen jungen Leuten einen Blick hinter die Kulissen verschiedener Berufe zu verschaffen. Dabei verbreiten diese Botschafterinnen und Botschafter nicht nur Informationen, sondern beteiligen sich an Chats und ‘liken’ und kommentieren Beiträge. Kurz: Sie interagieren mit der Zielgruppe. Den Ausgangspunkt für beide Massnahmen bildet eine gezielte und rollende Personalplanung: Welche Leute braucht mein Betrieb in Zukunft? 

Wie fit sind Schweizer KMU in Sachen Nachwuchsförderung?

Spiros Doukas: Viele Unternehmen haben die Bedeutung des Themas erkannt und gehen mit gutem Beispiel voran.

 

Stefan Born: Genauso viele KMU sind jedoch etwas hilflos – das beobachte ich in meinem Beratungsalltag. Wenn ich einen Zimmermannbetrieb, ein Elektrofachgeschäft oder eine IT-Firma mit 30 Leuten besuche, zeigt sich oft dasselbe Bild: Die Betriebe wissen, sie müssten mehr für die Entwicklung und Begleitung ihrer Mitarbeitenden tun. Häufig fehlen ihnen aber Know-how und Mittel.

Was raten Sie Betrieben mit kleinerem Budget?

Stefan Born: Vor allem eines: Mut zu Innovation. Effektive Nachwuchsförderung muss nicht teuer sein. Ein Sanitärbetrieb hat mich kürzlich sehr beeindruckt: Er findet sämtliche neue Mitarbeitenden über persönliche Empfehlungen aus seinem Team. Zentraler Bestandteil seines Rezepts: ein unglaublich flexibles Arbeitsmodell, auf Wunsch mit Viertagewoche, Vertrauensarbeitszeit und flexiblen Pensen. Das nenne ich gekonnte Employer-Branding-Massnahmen, also eine gelungene Positionierung am Arbeitsmarkt. Flexibilität ist hierfür ein wichtiger Schlüssel. Dazu zählt auch, dass man Nachwuchsförderung nicht nur auf 15- bis 25-Jährige bezieht. Das wäre schade, denn auch Menschen mit 40, 50 oder sogar 60 können und müssen Neues lernen.

 

Spiros Doukas: KMU sollten ganz allgemein darauf achten, dass Talente nicht brachliegen. Zum Beispiel jene von Flüchtlingen. Nur weil ein Diplom in der Schweiz nicht anerkannt ist, heisst es nicht, dass die Skills fehlen. Wer nur auf Zertifikate schaut, vergeudet wertvolle Ressourcen.

 

Stefan BornDas gilt gleichermassen auch in Bezug auf andere Personengruppen. Wie viele IT-Betriebe beklagen sich, dass sie keinen Nachwuchs finden. Dabei bewerben sich autodidaktisch geschulte ‘Nerds’ bei ihnen, die topausgebildeten IT-Spezialisten womöglich etwas vormachen. Ich rate KMU dringend, mehr auf Fähigkeiten statt auf Abschlüsse zu setzen und Kandidatinnen und Kandidaten zum Probearbeiten einzuladen. 

«Wer nur auf Zertifikate schaut, vergeudet wertvolle Ressourcen.» 

Spiros Doukas, Geschäftsführer RUZ

Gibt es weitere Faktoren für eine gute Nachwuchs- sprich Mitarbeitendenförderung?

Spiros Doukas: Ein wertschätzender Führungsstil. Wertschätzung ist die Basis für eine positive Firmenkultur, die nach innen und nach aussen strahlt und damit auch eine imagebildende und verkaufsfördernde Wirkung hat.

 

Stefan Born: Dieselbe Strahlkraft haben gute Incentivierungsmodelle, also die Honorierung von Leistung durch Freizeit, Entwicklungsmöglichkeiten, attraktive Zusatzleistungen oder auch Geld. Zusammen mit Flexibilität und Wertschätzung erhöhen solche Zusatzleistungen die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden und stärken den Brand am (Arbeits-)Markt. Es sind die Zutaten, mit denen KMU einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der eigenen Zukunft leisten können.

Spiros Doukas

In seiner Funktion als RUZ-Geschäftsführer entwickelt Spiros Doukas digitale und kommerzielle Geschäftsstrategien und begleitet diese bei der Umsetzung. Als langjähriger Unternehmer in zahlreichen KMU und Grossunternehmen verfügt er über vertieftes unternehmerisches Know-how und ein breites Netzwerk in der Schweizer Unternehmer-Landschaft. 

Stefan Born

Stefan Born ist Verantwortlicher des Kompetenzteams Menschen & Unternehmenskultur beim RUZ. Durch den erfolgreichen Aufbau mehrerer Firmen sowie seine Führungsfunktionen in Stiftungen und Vereinen verfügt er über einen reichen Erfahrungsschatz. Heute beschäftigt er sich mit den Veränderungen der Arbeitswelt und ist einer der Experten im Bereich der Kompetenzentwicklung von Führungskräften.

Nachwuchsförderung: Das macht das RUZ

  • KMU unterstützen: Das RUZ berät Unternehmen beim Aufspüren und Entwickeln von Talenten und bietet zudem Workshops an – zum Beispiel Tipps und Tricks zu neuen Formen der Personal-Rekrutierung.
  • Den eigenen Nachwuchs gezielt fördern: Das RUZ fördert alle seine Mitarbeitenden gezielt mit einer Vielzahl von internen und externen Massnahmen– unter dem grossen Dach Employer Branding. Zusätzlich sucht das RUZ über verschiedene Kanäle nach neuen Talenten.
  • In Berufsverbänden aktiv sein: Das RUZ ist zum Beispiel Mitglied des Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie-Verbands Swissmem und unterstützt diesen etwa bei der Teilnahme an den jährlichen Schweizer Berufsmeisterschaften SwissSkills